Der finale Tag startet mit der wohl schönsten Zugstrecke. Von Bad Ischl über Ebensee, dem Traunsee entlang bis nach Attnang zur Westbahn. Dort mit dem Railjet bis Amstetten und mit dem Bus weite nach Waldhausen, so der heutige Plan.
In der Früh gibt’s noch kleine Probleme. Wie immer möchte ich am Smartphone mit der ÖBB-App meine Fahrtkarte kaufen. Aber das Handy erzählt mir was von wegen „Ticket nur für Teilstrecke“ und weigert sich, mir eine Fahrkarte für die ganze Strecke bis Waldhausen im Strudengau auszustellen. Bad Ischl bis Amstetten, mehr wird mir nicht angeboten. Egal, dann kauf ich das Ticket für die Weiterfahrt eben im Bus.
Wirklich gut wird die Verbindung erst, als wir Attnang-Puchheim erreichen. Dort fühlt man wie im Öffi-Mekka. Untertags kann man mehr oder weniger alle paar Minuten in Höchstgeschwindigkeit nach Linz oder Wien fahren. Trotzdem: Ein technisches Gebrechen des Railjets führt zu einer Verspätung, die mich Zweifeln lässt, ob der Anschlussbus noch zu erreichen sein wird.
Der Railjet schafft es irgendwie, zwischen Attnang und Amstetten gut 10 Minuten hereinzuholen, ich erreiche den Bus. War auch notwendig, der nächste Bus wäre, weil Samstag ist, erst 6 Stunden später gegangen.
Zwei Länder. Zwei Tickets.
Ich kaufe eine Fahrkarte für den Bus nach Waldhausen, bekomme aber nach einem eher langen Kauf-Vorgang aber nicht nur ein Ticket, sondern gleich zwei. Und da klärt sich dann auch die Frage, warum es nicht möglich ist, mit der ÖBB-App ein Ticket von Bad Ischl nach Waldhausen zu kaufen: Weil die Abstimmung zwischen NÖ und OÖ nicht mehr funktioniert, erklärt mir der Busfahrer. Es gibt kein gemeinsames Ticketing zwischen den Verkehrsverbünden. Also bekomme ich zwei Fahrtkarten in die Hand gedrückt. Eine für Niederösterreich, eine für Oberösterreich. Es sind nur wenige Fahrgäste am Samstagnachmittag unterwegs. Wenn fünf Personen gleichzeitig einsteigen, erzählt der Busfahrer, dauert das bei diesem sonderbaren Tarif-System gleich einmal länger. Die Folge: Verspätungen.
Das Gespräch geht weiter. Der Busfahrer erzählt am Weg in den tiefsten Osten des Landes vom neuen Kollektivvertrag für BuslenkerInnen. Die wöchentliche Arbeitszeit wird von derzeit 40 Stunden auf 50 Stunden erhöht. Die tägliche Arbeitszeit steigt von 8 auf 10 Stunden. Das bedeutet auch, dass in Zukunft erst ab der 11. Stunde (!) der Überstundezuschlag ausgezahlt wird. Hier gibt’s ein paar Infos dazu.
Der Nachmittag in Waldhausen, wo die östlichste Bushaltestelle des Landes liegt, vergeht flott. Mittagessen im Wirtshaus, dann weiter zum Sportplatz: „50 Jahre Union Waldhausen“, ich bekomme eine Führung, eine Vorstellung der vielen Sektionen. Beeindruckend, was hier von Ehrenamtlichen alles auf die Beine gestellt wird.
Dann noch schnell ein Sprung in den berühmten Waldhausener Badesee, der Temperaturmäßig auch schon im höheren Bereich angesiedelt ist. Dann gibt’s noch ein paar ruhige Stunden Arbeit am See. Ruhig nicht nur wegen des idyllischen Ambientes, sondern weil das Handy meistens entweder gar kein Netz, oder nur ein wenig Edge-Empfang anzeigt.
Mit dem Schichtbus geht’s am Abend zurück nach Linz. Während die Leute, die mit mir im Bus sitzen, nicht nur 8 Stunden Arbeit, sondern danach auch noch einen langen Heimweg vor sich haben, gibt’s bei mir nur noch ein paar Bim-Haltestellen und zum Abschluss ein kleines Bier.
Fertig.
Nach 381 Haltestellen, einer Nettofahrzeit von 16 Stunden und 55 Minuten, und 111 Euro und 30 Cent für die Fahrkarten bin ich wieder zuhause in Linz. Anstrengend war’s, aber vor allem spannend. In den kommenden Wochen werde ich versuchen, aus den vielen Erzählungen, aus den Geschichten, die mir erzählt wurden, aus den Wünschen und den konkreten Vorschlägen politische Forderung abzuleiten. Weil es gibt noch ziemlich viel zu tun.
Eine Antwort auf „Mayr fährt raus (4): Bad Ischl – Waldhausen – Linz“
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